Zusätzliche Therapieangebote Eltern-Kind in den Kitzberg-Kliniken

Eltern-Kind-Bewegungs-, -Kunst und -Musiktherapien werden während des stationären Aufenthalts auch videogestützt durchgeführt

Eltern-Kind-Interaktionsangebote sind ein wichtiger Bestandteil der Eltern-Kind-Psychotherapie. Eltern-Kind-Bewegungs-, -Kunst und -Musiktherapien werden während des stationären Aufenthalts u.a. auch videogestützt durchgeführt.

Speziell für die Eltern findet wöchentlich das Eltern-Seminar statt, in welchem durch die pädagogische Leitung, die Kindertherapie und auch die Elterntherapie spezifische Wissensinhalte an die Eltern vermittelt werden, die sich auf den Umgang mit ihren Kindern, mithin also auf ihre Rolle als Eltern beziehen. Häufig sind fehlende Bindungsmuster und invalide Verhaltensweisen der eigenen Eltern der Hintegrund dafür, dass den eigenen Kindern gegenüber Verhaltensweisen nicht zur Verfügung stehen, die ein valides und sicheres Umfeld geben könnten. Signale der Kinder werden nicht adäquat markiert und decodiert. Insofern spielen Maßnahmen zur sicheren Bindungsgestaltung eine sehr wichtige Rolle in diesem Seminar, welche gemeinsam erarbeitet werden. Weitere Inhalte sind konsequente und gleichzeitig liebevolle Erziehungsmethoden, aber auch das Finden der Rolle als Mutter bzw. Vater und die Setzung klarer Grenzen zwischen den Generationen dort, wo dies notwendig ist. Die Zielsetzung liegt in der Reflexion eigener Erziehungserfahrungen, der Entwicklung von Erziehungswerten als Kompass und Orientierung. Grundlage sind Ansätze des Selbstmanagements, der Akzeptanz und Committment-Therapie, verhaltenstherapeutische Ansätze und Elterntrainings. Die Eltern sollen befähigt werden, eine Haltung elterlicher Präsenz zu entwickeln und über die Kenntnis entwicklungspsychologischer Besonderheiten und von Entwicklungsaufgaben realistische Anforderungen an die Kinder stellen zu können.

Dabei sind im Einzelnen Themen:

  • Entwicklungspsychologie und Entwicklungsaufgaben
  • Richtig loben
  • Strafe vs. natürliche Konsequenz
  • PCIT: das Konzept der „besonderen Zeit“ zur Verbesserung der Eltern-Kind-Interaktion
  • Entwicklung und Einsatz funktionaler Verstärkerpläne
  • Wirkungsvolle Aufforderungen geben
  • Differenzierung zwischen eigenen biografischen Erfahrungen und eigenen Werten
  • Fokus auf die Stärken der Kinder und der Mutter bzw. des Vaters
  • Entwicklung von bindungsförderlichen Ritualen
  • Kindergerechte Kommunikation
  • Teufelskreisläufe zwischen Eltern und Kind sowie Wege aus diesen

Das Elternseminar bietet dabei die Möglichkeit, Strategien zu erproben und beispielsweise in Rollenspielen einzuüben. Die Eltern erhalten konkrete Unterstützung, was häufig als entlastend erlebt wird, da erfahren wird, wie z.B. gewaltfrei Gefühle von elterlicher Hilflosigkeit überwunden werden können und eine eigene Identität als Familie entwickelt werden kann. Die Atmosphäre ist wertschätzend und basiert auf der Annahme, dass alle Eltern erst einmal gute Eltern sein wollen.

Körperorientierte Therapien, wie z. B. Ergotherapie (motorisch-funktionelle, sensomotorisch-perzeptive, psychisch-funktionelle Therapie) und Fachdisziplin Logopädie (u.a. bei Sprachstörungen, Sprechstörungen, Stimmstörungen, Schluckstörungen) sind eine wichtige Ergänzung zu verbalen Psychotherapieverfahren. Diese Therapieformen sind indikativ und werden bei Bedarf von der behandelnden Ärztin / dem behandelnden Arzt angeordnet. Unter Berücksichtigung medizinischer, pädagogischer und psychologischer Kenntnisse wird nach dem Erstuntersuchungsgespräch und einer dem Störungsbild entsprechenden Untersuchung ein individueller Behandlungsplan erstellt, der während des stationären Aufenthaltes hausintern umgesetzt wird.

EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing, was auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung bedeutet.
Mit der EMDR-Methode können Traumafolgestörungen bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen behandelt werden. EMDR ist eine von Francine Shapiro, einer US-amerikanischen Psychologin, um 1990 herum entwickelte Psychotherapiemethode, die ursprünglich ihre Anwendung in der Behandlung der PTBS fand. Es basiert auf, der Aktivierung der natürlichen Fähigkeit zur Informationsverarbeitung, über die wir alle verfügen und mit der wir ständig auch belastende Erfahrungen verarbeiten.

Die EMDR-Therapie besteht aus den acht Phasen.

Phase eins und zwei, sowie sieben und acht entsprechen dem in der Traumatherapie üblichen Vorgehen und dienen der vorbereitenden Stabilisierung und der abschließenden Festigung.

Dazwischen finden die für EMDR typischen Abschnitte der Behandlung statt. Die Patientin/der Patient folgt den Fingern der Therapeutin oder einem Lichtbalken mit seinen Augen, während dies sich abwechselnd von rechts nach links bewegen. Die Augenbewegungen sind mit denen in der REM-Schlaf Phase (REM steht für „rapid eye movement“) vergleichbar, in der die Geschehnisse des Tages verarbeitet werden. Alternativ kann die wechselseitige Stimulation auch Vibrationen, Töne oder Berührungen erfolgen. währenddessen wird die Patientin/der Patienten therapeutisch durch Ihre/seine Erinnerung begleitet – aus der Sicherheit heraus kann das Geschehene noch einmal mit Distanz betrachtet und schließlich verarbeitet werden.

Mittlerweile findet EMDR nicht nur in der Traumabehandlung, sondern auch in der Behandlung von Angst- und Panikstörungen, chronische Schmerzen, starker Trauer nach Verlusterlebnissen, Depressionen, psychophysischen Erschöpfungssyndromen, stoffgebundene Abhängigkeit (besonders im Zusammenhang mit einer Traumafolgestörung) und bei Entwicklungs- und Verhaltensstörungen von Kindern Anwendung.